Rheinsteig

Meine Wanderung auf dem Rheinsteig war eigentlich eine Notlösung. Ursprünglich hatte ich eine Durchquerung der Chiemgauer Alpen vom Inntal bis nach Ruhpolding geplant. Doch Sturm Herwart und der Wintereinbruch in der Region machte mir einen Strich durch die Rechnung. Also suchte ich kurzerhand eine Alternative und wurde im Oberen Mittelrheintal fündig. Dank guter Infrastruktur mit zahlreichen Unterkünften am Weg brauchte ich kaum mehr als eine Stunde für die Planung.

Der Rheinsteig hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erhalten. Und wirklich führt er durch eine eindrucksvolle Landschaft, die ihren Titel als UNESCO-Weltkulturerbe sicher nicht umsonst trägt. Tief hat sich der Rhein ins Schiefergebirge gegraben, das zu beiden Seiten des Flusses steil aufsteigt. Unzählige Burgen und Schlösser thronen in den Berghängen.

Doch irgendwie hat der Rheinsteig einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. An dem Weg selbst lag es nicht. Dieser führt sehr schön durch die Steilhänge. Es gibt zwar die üblichen Abschnitte auf Forstwegen, doch auch schmale Pfade sind keine Seltenheit. Besonders der Abschnitt oberhalb der Pulsbachklamm und am Roßstein haben mir sehr gut gefallen. An einigen, wenigen Stellen ist der Weg seilversichert, was jedoch schon etwas übertrieben anmutet. Am Rabeneck oberhalb von Sankt Goarshausen versüßt sogar ein kleiner Klettersteig den Spaß.

Kritik am Rheinsteig gibt es von mir – wenig überraschend – vor allem für den Lärm. Aufgrund der Ausflugs- und Güterschifffahrt, zahlreicher Güterzüge teilweise im Fünf-Minuten-Takt und zweier viel befahrener Bundesstraßen auf beiden Seiten des Rheins läuft man fast nonstop durch eine unangenehme Lärmkulisse. Vor allem bei der Wahl der Unterkünfte sollte man sehr aufpassen: schlecht isolierte Fenster und eine Lage direkt am Rhein haben mir so manche schlaflose Nacht beschert. Ruhiger wird es stets dort, wo sich der Weg durch die Seitentäler schlängelt. Vielleicht sollte man als Etappenziele die touristischen Orte im Rheintal meiden und auf die Dörfer auf der Ebene oberhalb des Flusses ausweichen?

Übrigens empfand ich den Rheinsteig trotz einiger knackiger Anstiege als sehr einfach zu laufen. Meine Etappeneinteilung war in der Kürze der Zeit mehr als großzügig gewählt, so dass ich an einigen Tagen sehr früh ankam. Die gleiche Strecke kann man problemlos auf vier Etappen aufteilen und an einem langen Wochenende laufen.

Datum: 27. Oktober bis 3. November 2017
Etappen: 6
Länge: 96 km
Unterkunft: Hotels, Pensionen, Fremdenzimmer
Karte: RheinWandern Süd. 1:25.000
Start- und Endpunkt: Braubach, Rüdesheim am Rhein